Plus Ultra
Keine Innovationskraft hat zu Beginn ihrer Entstehung ihr umwälzendes Potenzial wirklich erahnen lassen: Wo der Mensch forscht und findet, wird er zum Heiligen oder zum Monster. Die mediale Künstlergruppe DIE REDNER widmet sich in ihrer neuen Bühnenproduktion 2019 Gründen und Abgründen von Innovation und Forschergeist, von Eroberung und Neuverteilung, von Glanz und Schande.
Der Blick unserer digitalisierten Gesellschaft zurück in die Renaissance macht offenbar: Globalisierung gab es schon immer. Der soziale und kulturelle Wandel der Jahrhunderte bietet den REDNERN einen ästhetischen Schatz für eine Formsprache, die selber entdecken, warnen und begeistern möchte.
Plus Ultra - eine Koproduktion von DIE REDNER und dem saarländischen Staatstheater
Dauer: 75 Min.
Termine
Premiere:
Donnerstag 12. Dezember 2019, 19:30 | Alte Feuerwache, Saarbrücken
Weitere Termine:
Dienstag, 17.12.2019, 19:30 | Alte Feuerwache, Saarbrücken
Mittwoch, 18. Dezember 2019, 10:00 | Alte Feuerwache, Saarbrücken
Mittwoch, 22. Januar 2020, 10:00 | Theater am Ring, Saarlouis
Mittwoch, 11. März 2020, 19:30 | Alte Feuerwache, Saarbrücken
Donnerstag, 12. März 2020, 10:00 | Alte Feuerwache, Saarbrücken
Donnerstag, 12. März 2020, 19:30 | Alte Feuerwache, Saarbrücken
Samstag, 28. März 2020, 19:30 | Alte Feuerwache, Saarbrücken
Freitag, 4. September 2020, 20:00 | Gebläsehalle, Neunkirchen
Besetzung
Konzept und Inszenierung: Florian Penner, Oliver Strauch
Musikalische Leitung: Oliver Strauch
mit: Alisa Klein (Posaune), Manuel Krass (Keyboard, Sprache), Florian Penner (Kontrabass), Oliver Strauch (Schlagzeug), Lucyna Zwolinska (Choreografie, Tanz)
Film & Animation: Florian Penner
Mitarbeit: Dirk Baumeler, Pêşeng Elî, Jonah Großhanten, Michael Preßer, Friedrich van Schoor, Ralph Schneider, Grigory Shklyar, Jonathan Thomas, Andrada Tudorache
Bühne, Kostüme, konzeptionelle Mitarbeit: Gregor Wickert
Audiobearbeitung und Sounddesign: Bernhard Wittmann
Regieassistenz: Jasmin Kaege
Organisation und Büro: Agnès Lotton, Aude Poilroux (K8 Institut für strategische Ästhetik)
Werbung: Heiko Günther (Bureau Stabil)
Mit-Redner
Steve Jobs
Als Steve Jobs im Jahr 2005 seine Rede an der Stanford University hält, hat er bereits große wirtschaftliche Erfolge und weltweiten Kultstatus erreicht. Die Entwicklungen von Apple Computern und dem iPhone haben in Verbindung mit ihren Betriebssystemen die Digitalisierung und Vernetzung von Wirtschaft, Kunst und Kultur mit vorangetrieben. Der „point of no return“ dieser Technologien zeigt sich in vielfacher Hinsicht in der Weltgesellschaft: von der Form, wie wir kommunizieren, spielen, konsumieren und arbeiten (bzw. „fingern“) - bis zur Art, wie wir in Austausch und Interaktion mit Welt und Mitmenschen treten.
Christoph Kolumbus
Der unbändige Glaube an eine eigene Mission, die Welt zu verändern und zu verbessern, steckte auch in Christoph Kolumbus. Die Widerstände bei Geldgebern, Portugals Versuche, die Überfahrt zu verhindern und Intrigen des Kapitäns auf einem seiner Schiffe... all dies hat den Seefahrer nicht davon abhalten können, die Neue Welt im Oktober 1492 zu entdecken.Existenzieller noch war die damalige Ungewissheit, wo das Land liegen würde und ob dort überhaupt Ostwinde wehen würden, um eine Rückkehr zu ermöglichen.Auch hier ist ein epochaler Wandel zu erkennen: Eine neue Welt eröffnet sich, ein Raum und zugleich Traum entsteht, welcher die Sehnsüchte der alten Welt zu befriedigen vermag. Und ebenso verursacht dies die rasche Veränderung der bisherigen Zustände: sei es Vernichtung der Eingeborenen, das Wegfallen analoger Techniken oder Arbeitsformen oder die gnadenlose Ausbeutung der Natur sowie des Menschen und seiner Zeit.
Parallelen
Ein genauer Blick lässt erkennen, dass trotz der zeitlichen Distanz von 500 Jahren viele Parallelen und Gemeinsamkeiten zwischen Kolumbus und Jobs vorhanden sind – denn die Urtriebe des Menschen nach Erfüllung und Macht, nach Neuem zu streben und das Alte zu begraben, scheinen auf ewig zu bestehen.
Im Angesicht des Todes, der Vernichtung oder des Scheitern stehen sie auf und kämpfen erneut für die Vollendung ihrer Mission. Ehrenhaft oder rücksichtslos? Was folgt, sind Glanz und Schande, sind Aufstieg und Fall ganzer Kulturen und Traditionen.
Inszenierung
In der REDNER Performance werden die Zeit- und Handlungsebenen unmerklich übereinander geschoben. Das Verweben mit den musikalisch-visuellen Kompositionen ist hierbei die Herausforderung. Eine Tänzerin bringt die Erlebnisse der Entdecker und der Entdeckten abstrahiert in den Bühnenraum - und steht für die Frage des Körpers: Wird der Mensch überhaupt noch gebraucht, wenn die Intelligenz und möglicherweise auch das Bewußtsein in das Anorganische übergehen wird?
Die Bühne wird als Objekt gedacht: entdecken und verhüllen, entstehen lassen und zerstören, Navigation und Bewegung als Metapher des unendlichen Suchens. SurroundDesign wird den Jazz- und Popsound vorheriger Produktion um atmosphärisch-psychologische Klanglandschaften erweitern.
Sprache: EN. & DE., Gastspiele auch in EN. & FR. möglich.
Empfohlen für alle ab 14 Jahren. Vor- und Nachbereitung durch Bildungsprogramme.
Reden und Texte
Das Bordbuch des Kolumbus, Spanien, „neue Welt”, 1492 / 93
Donnerstag, den 6. September 1492
"Am Morgen dieses Tages verließ ich den Hafen von La Gomera und ging unter Segel, um meine Überfahrt zu beginnen.
Wir legten 240 Seemeilen in Tag- und Nachtfahrt zurück, mit einer Stundengeschwindigkeit von 10 Seemeilen; allein ich verzeichnete nur 192 Seemeilen, damit die Mannschaft wegen der grossen Länge der Fahrt nicht unwillig werde."
Dienstag, den 25. September 1492
"[…] Bei Sonnenuntergang erscheint Martin Alonso Pinzon am Heck seines Schiffes, ruft mit freudig bewegter Stimme nach mir und fordert eine Belohnung, da er Land entdeckt habe.
Die Leute der Nina klettern auf die Masten und Wanten und behaupten samt und sonders, Land vor sich zu sehen. Auch mir will es so vorkommen, als müsste Land da liegen und zwar in einer Entfernung von 100 Seemeilen."
Mittwoch, den 26. September 1492
"[…] Wir erkannten, dass das, was wir für Land gehalten hatten, nur ein Stück des Himmels war […]"
Freitag, den 12. Oktober 1492
"Um zwei Uhr morgens kommt das Land in Sicht, von dem wir etwa acht Seemeilen entfernt sind. Wir holen alle Segel ein und fahren nur mit einem Großsegel, ohne Nebensegel.
Dann legten wir bei und warteten bis zum Anbruch des Tages, der ein Freitag war, an welchem wir zu einer Insel gelangten, die in der Indianersprache «Guanahani» hiess.Dort erblickten wir also gleich nackte Eingeborene. Ich begab mich, begleitet von Martin Alonso Pinzon und dessen Bruder Vicente Yanez, dem Kapitän der Nina, an Bord eines mit Waffen versehenen Bootes an Land. Dort entfaltete ich die königliche Flagge...
Sofort sammelten sich an jener Stelle zahlreiche Eingeborene der Insel an. In der Erkenntnis, dass es sich um Leute handle, die man weit besser durch Liebe als mit dem Schwerte retten und zu unserem Heiligen Glauben bekehren könne, gedachte ich sie mir zu Freunden zu machen und schenkte also einigen unter ihnen rote Kappen und Halsketten aus Glas und noch andere Kleinigkeiten von geringem Wert, worüber sie sich ungemein erfreut zeigten. […]"
Sonntag, den 14. Oktober 1492
"[…] Sollten Eure Hoheiten den Befehl erteilen, alle Inselbewohner nach Kastilien zu schaffen oder aber sie auf ihrer eigenen Insel als Sklaven zu halten, so wäre dieser Befehl leicht durchführbar, da man mit etwa fünfzig Mann alle niederhalten und zu allem zwingen könnte. […]"
Längere Ausschnitte aus dem Bordbuch des Kolumbus können hier heruntergeladen werden.
Steve Jobs - „Stay hungry. Stay foolish“, USA, 2005
Die Struktur der „Stanford Rede“ folgt der Zahl drei, fast schon magisch hält die „drei” alles zusammen: Erst im Rückblick sei der Sinn des Lebens zu erkennen.
„The first story is about connecting the dots. (...)
My second story is about love and loss. (…)
My third story is about death.“
Geburt, Tod, Wiedergeburt. Der dreimal wiederholte Aufruf, seiner Intuition zu folgen und sich selbst mit seinen Ideen zu verwirklichen:
„You are already naked. There is no reason not to follow your heart. (…) Stay hungry. Stay foolish.”
Der Text der gesamten "Standford Rede" kann hier nachgelesen werden.
Die deutsche Übersetzung der gesammten "Standford Rede" kann hier heruntergeladen werden (Quelle: Wirtschaftswoche, 07.10.2011)
Technik
Aufbauzeit: 8 Std. + Bühnenprobe, variable Bühnenelemente für Gastspiele
Bühnengröße geschätzt: Breite 12 m, Höhe 5 m, Tiefe 10 m.
mindestens 3 Züge / Traversenpunkte, 3 Videoprojektoren (7000 Lumen. Aufpro/Rückpro)
Team auf Tour: 4 Musiker + 1 Tänzerin, 2 Techniker
Bühne, Audio- und Videotechnik können zu großen Teilen vom Ensemble im Transporter (3,5 t) mitgebracht werden.
Pressespiegel
Gründe und Abgründe479 KB
Katharina Rolshausen, Forum Magazin, 6. Dezember 2019
Zwei Welt-Veränderer mit uns ab Abgrund?298 KB
Kerstin Krämer, Saarbrücker Zeitung, 11. Dezember 2019
Pressestimmen146 KB
Sponsoren und Partner
Koproduktion
Saarländisches Staatstheater
Finanzielle Unterstützung
- Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes
- Staatskanzlei des Saarlandes
- Landesinstitut für Pädagogik und Medien Saarland
- Bundeszentrale für politische Bildung
- Saartoto
- Stiftung ME Saar
- Stiftung europäische Kultur und Bildung
- Dr. Theiss Naturwaren GmbH
- Kreisstadt Saarlouis